Immobilienboom ohne Ende?

Keine Immobilienblase in Sicht.
Die hohe Nachfrage nach Wohnungen in Deutschland hält an, die Einkommen steigen leicht, das Zinsniveau bewegt sich nur geringfügig nach oben – gute Anzeichen für eine weiter anhaltende Boomphase auf den Märkten für Wohnimmobilien. Doch wie lange geht das so weiter? Kürzlich veröffentlichte das Institut der deutschen Wirtschaft Köln den IW-ImmobilienScout24-Index. Daraus geht hervor, dass die Stimmung der großen Immobilienunternehmen und Projektentwickler nach wie vor sehr positiv ist. Sie erwarten in den nächsten zwei Jahren keinen Crash in den Segmenten Wohnimmobilien und Gewerbeimmobilien.
Wohnungsmarkt profitiert vom Wachstum der Städte
Betrachtet man die Kriterien Wohnraumnachfrage, Bautätigkeit, Einkommensentwicklung, Zinsniveau und Kreditvergabe, dann sieht nichts nach einer Trendwende aus. Der derzeitige Zyklus am Wohnungsmarkt könnte sich noch eine Weile fortsetzen. Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sprechen auch nach der Bundestagswahl für Stabilität – die Zuwanderung hält an und der Arbeitsmarkt ist robust. Besonders die Metropolen und Ballungsräume sehen sich einem ungehinderten Aufwärtstrend. So ist die Zahl der Beschäftigten beispielsweise in Berlin 2016 um 5,1 Prozent gestiegen (bundesweit betrug das Wachstum durchschnittlich 2,6 Prozent). Die Kaufpreise für Wohneigentum steigen in den Städten daher teilweise kräftig, die Mieten auch. Das Mietniveau kletterte in Berlin zwischen 2008 und 2016 um rund 33 Prozent nach oben.
Abhängigkeit von Zinspolitik der EZB
Ein Ende des Booms könnte aufgrund einer veränderten Geldpolitik eingeleitet werden. Würde es zu schnellen und großen Zinsschritten kommen, dann wären in Deutschland durchaus Preisabschläge denkbar. Allerdings rechnen Marktvertreter derzeit nicht mit derartigen Szenarien. Sie gehen davon aus, dass der Finanzierungsmarkt stabil bleibt und die Finanzierungsbedingungen im kommenden Jahr günstig bleiben. Mit einer Zinswende rechnen die großen Player der Branche momentan nicht.
Weiche Landung statt Crash
Nur ein langsames Auslaufen der Preisentwicklung ist nach Einschätzung der Immobilienwirtschaft anzunehmen. Bis 2019 oder 2020 sei keine spürbare Veränderung zu erwarten. Vor allem die deutliche Zunahme der Wohnungsnachfrage in den Metropolen wird vermutlich weiter anhalten. Im Zuge dieser Entwicklung dürften auch die Speckgürtel profitieren – dieser Trend ist vielerorts sehr deutlich an der stark gestiegenen Bautätigkeit in den kleineren Städten und Gemeinden der Ballungsräume abzulesen. Arbeitsmärkte und Infrastruktur enden nicht an den Grenzen der großen Städte. Viele Parameter greifen ineinander. Wachsamkeit ist in jedem Fall geboten, denn ein unbeständiges globales Umfeld und Verschiebungen der politischen Rahmenbedingungen können auch die Immobilienmärkte unerwartet aufmischen.